Ghostwriting
Digitales Nomadentum ist ein Trendthema und bezeichnet per Definition das Arbeiten mithilfe digitaler Medien von wechselnden Standorten aus. Auch ich musste und wollte mich mit diesem Thema auseinandersetzen. Denn nach einiger Zeit auf der Reise war klar, dass es mir nicht reichte, den ganzen Tag nichts zu tun. Zu Beginn meiner Tätigkeit als Texter und Autor hatte ich hauptsächlich Beiträge für Webseiten verfasst.
Mein Einstieg als Ghostwriter für Bücher
Bücher schreiben, selbst und mit der Hand am Arm – für mich war das immer sehr weit weg. Mit meiner Reise hat sich das von Grund auf geändert.
Eines Tages kam über eine Textagentur die Anfrage, ob ich als Ghostwriter ein Buch schreiben könnte. Wow, dachte ich. Was für eine Herausforderung! Ein ganzes Buch. Ich musste überlegen und es kamen Gedanken auf, wie zum Beispiel: „Kann ich das überhaupt?“, oder „Ist das nicht eine Nummer zu groß für mich?“
Ich nahm diese Chance an und schrieb mein erstes Buch als Ghostwriter. Die Aufgabe war ein Fachbuch über Recruiting in einem bestimmten Wirtschaftszweig. Ich musste mich einlesen und recherchieren, hatte aber auch sehr intensiven Austausch mit dem Autor und bekam sehr gut vorbereitetes Material von ihm. Offensichtlich machte ich einen guten Job und wir alle waren mit meiner Arbeit zufrieden.
Nach ein paar Monaten war das Projekt durch und nahezu im Anschluss kam die Anfrage über eine Biografie. Also, ob ich für und über einen Menschen eine Biografie schreiben könnte. Wieder war ich fast überrumpelt. Aber meine Auftraggeber hatten offensichtlich Vertrauen in mich und meine Fähigkeiten.
Du brauchst solche Wegbegleiter, solche Menschen, die Dir vertrauen und damit ja selbst auch ein gewisses Risiko eingehen. Das gilt ganz besonders dann, wenn alles Neuland ist. Und das war es für mich. Aber das waren viele andere Dinge davor auch schon. Neues und Unbekanntes war für mich nie ein Hinderungsgrund.
Die Biografie – eine schöne, wertvolle Aufgabe
Mit dem Schreiben dieser Biografie – eigentlich war es eine Autobiografie – eröffnete sich eine ganz neue Welt. Schon das Besprechen der Inhalte hat etwas von einem Zusammensitzen am gemütlichen Wohnzimmertisch bei einem Glas Wein. Das Feuer im Kaminofen flackert und man redet mit einem Freund über dessen Erlebnisse. Und man hört zu, denn der Freund hat etwas zu erzählen, ein ganzes Leben, mit schönen und mit unangenehmen Erfahrungen.
Eine solche Autobiografie ist ein wertvoller Erkenntnisschatz und eine bleibende Erinnerung für sich selbst, für seine Lieben und die Menschen um einen herum.
Damit bekommt eine Autobiografie in gewisser Weise oft auch den Status einer Aufarbeitung. Und für manche ist es das auch. Eine Autobiografie hilft dabei, zu verstehen. Sie gibt einem selbst Einblicke in das eigene Leben und man begibt sich auf die Reise zu sich selbst. Verhaltensweisen und einige Geschehnisse bekommen eventuell plötzlich einen Sinn. Das muss keine tiefenpsychologischen Ausmaße annehmen. Es kann einfach nur interessant sein, noch einmal in der Nachbetrachtung zu erkennen, wie sich Dinge entwickelt haben – und wie man sich selbst entwickelt hat.
Angekommen als Ghostwriter
In den folgenden Jahren auf der Reise war ich angekommen als Ghostwriter. Es folgten weitere Biografien, beziehungsweise Autobiografien, ein Thriller und mehrere Sachbücher. Bei den Sachbüchern musste ich unterschiedliche Themen bearbeiten. Das ging von Erster Hilfe, über Methoden der Mitarbeiterschulung und -führung, bis hin zur elektrotechnischen Ausstattung eines Wohnhauses. Insbesondere bei Sachbüchern kommt man um eine intensive Recherche und Zusammenarbeit mit dem Auftraggeber nicht rum. Im Gegenzug bekommt man Einblicke in Themen, mit denen man zuvor eventuell kaum etwas zu tun hatte. Das ist Lernen in Reinkultur - auch bei einem alten, weisen Mann.
Eine sehr schöne Aufgabe war auch das Schreiben eines Kinderbuches. Dabei ging es um einen Erste-Hilfe-Leitfaden, der in kindgerechter Sprache erstellt werden sollte. Ich war selbst überrascht über das positive Ergebnis.
Bei all den interessanten Erfahrungen mit den verschiedenen Genres werden Biografien für die Zukunft mein Schwerpunkt bleiben.
Ein Wort zur Künstlichen Intelligenz (KI/AI) beim Ghostwriting
Wie auf fast allen geistig-künstlerischen Gebieten hat sich auch beim Ghostwriting die KI ein großes Stück des Kuchens geholt. Meiner Ansicht nach wird dies auch unumkehrbar sein. Im Gegenteil: KI wird immer dominanter werden und in einigen Bereichen die menschliche Arbeit ersetzen.
Allerdings wird dies bei Autobiografien weniger Auswirkungen haben. Hier zählt eben doch der menschliche Kontakt und in gewissem Maße auch das von mir oben gemalte Bild des Zusammensitzens am Kamin. Denn durch diese persönlichen Gespräche bekommt der Ghostwriter das Gefühl für die Authentizität des Auftraggebers. Und darum geht es bei der Autobiografie.